Er ist der Hauptdarsteller in dieser unflätigen, unerhörten und un-widerstehlichen Geschichte, die sich, einem lasziven Bilderbogen gleich, wie in einem Sturmlauf literarisch entfaltet: Ludger Leo Lazar, ein in Kindertagen seelisch missbrauchter Drehbuchautor, der sich grämt, dass er viel zu wenig von jenen klugen, kreativen und geistvollen Blutstropfen seiner altjüdischen Vorfahren abbekommen hat, ist am Ende seiner Nerven und seiner Schaffenskraft. Und er erinnert sich an die vielen zärtlichen Küsse seiner Mama, die sie ihm gab, nachdem sie ihre Freier bedient und ihren kleinen Sohn unter dem Bett der winzigen Kammer wieder hervorgeholt hatte. Er musste alles mitanhören, was sich Tag und Nacht über ihm auf der Matratze abspielte – mit all den schmutzigen Wörtern, mit all den eindeutigen Befehlen und mit all den eindeutigen Gerüchen. Eine Psychoanalyse soll ihm Heilung bringen, und er begibt sich auf flehentliches Anraten seiner Ehefrau in die Hände von Dr. med. Dr. phil. L. Dix. Und das Schicksal, das nimmt seinen Verlauf – mit verhängnisvollen Folgen.
(Rainer Popp, Küsse von Mama, Roman, 380 Seiten, Verlag Edition Bärenklau, 13,60 Euro, e-Book 2,99 Euro)